Insolvenz des börsennotierten Lkw-Herstellers Clean Logistics SE
- Insolvenzgericht bestellt Peter-Alexander Borchardt von REIMER zum vorläufigen Insolvenzverwalter
- Betrieb des niedersächsischen Unternehmens läuft weiter und Aktien werden unverändert gehandelt
- Vier Tochterunternehmen stellen ebenfalls Insolvenzantrag
Hamburg, 23. Februar 2023 | Das Unternehmen Clean Logistics SE, ein börsennotierter Hersteller und Umrüster von Wasserstoff-Lastwagen und -Bussen aus Winsen (Luhe), hat Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Lüneburg den Hamburger Sanierungsexperten Peter-Alexander Borchardt von der Kanzlei REIMER. Der Betrieb des niedersächsischen Unternehmens läuft uneingeschränkt weiter, die Aktien werden nach wie vor im Freiverkehr gehandelt (ISIN DE000A1YDAZ7). Die Gehälter der knapp 40 Beschäftigten sollen über eine Insolvenzgeldvorfinanzierung abgesichert werden.
Die Clean Logistics SE hat vier Tochtergesellschaften, die entweder bereits einen Insolvenzantrag gestellt haben (Clean Logistics Technology GmbH) oder dies zeitnah tun werden (E-Cap Mobility GmbH, Clean Logistics Assets GmbH, XPANSE Powertrain GmbH). Insgesamt arbeiten rund 100 Beschäftigte für die Unternehmensgruppe. Beraten wird diese von einem Team rund um Dr. Helge Hirschberger, Partner der Kanzlei Möhrle Happ Luther.
Clean Logistics ist ein junges Unternehmen, das sich auf wasserstoffbasierte Antriebssysteme von Nutzfahrzeugen spezialisiert hat. Um seine Liquiditätskrise abzuwenden, hatte sich das Unternehmen in den vergangenen Wochen erfolglos um den Einstieg eines strategischen Investors in Kombination mit der Emission neuer Aktien bemüht.
Ein Expertenteam rund um die REIMER-Rechtsanwälte Peter-Alexander Borchardt, Hendrik Gittermann und Lale Meyer fokussiert sich derzeit auf die betriebswirtschaftliche Bestandsaufnahme, um anschießend Sanierungsoptionen ausarbeiten zu können. „Bereits wenige Stunden nach meiner Bestellung als vorläufiger Verwalter sind bei mir erste Anfragen potenzieller Investoren eingegangen“, sagt Borchardt. Zuversichtlich ist auch Helge Hirschberger von Möhrle Happ Luther: „Mit dem Insolvenzeröffnungsverfahren bestehen zusätzliche Möglichkeiten der Sanierung. Strategische Investoren, wie etwa renommierte Lkw-Hersteller, dürften großes Interesse an der Technologie für Zero-Emission-Nutzfahrzeuge mit Wasserstoffantrieben haben, die teilweise bereits serienreif ist“, so der Insolvenzrechtsanwalt.
In der Branche hatte sich Clean Logistics in der Vergangenheit einen Namen gemacht und wurde schon als Wettbewerber für renommierte Premium-Hersteller von Lkws und Bussen gehandelt. So fand die Vorstellung des ersten wasserstoffbetrieben Lkws „fyuriant“ im Juni 2022 auf dem Flugplatz in Stade weltweite Beachtung. Für viel Aufmerksamkeit sorgte im letzten August auch eine Ankündigung von GP JOULE, einem nordfriesischen Systemanbieter für integrierte Energielösungen aus erneuerbaren Energien, der mit dem Unternehmen einen milliardenschweren Rahmenvertrag über die Lieferung von 5.000 Lkws bis zum Jahr 2027 abgeschlossen hatte.