Kieler Energieversorger EnQu meldet Insolvenz an
- Reinhold Schmid-Sperber von REIMER zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt
- Kunden mit ca. 14.000 Strom- und Gas-Anschlussstellen hatten Kündigungen erhalten
- Kunden bekommen voraussichtlich bis Ende März ihre Abrechnungen
Kiel, 31. Januar 2022 | Das Kieler Energieversorgungsunternehmen EnQu GmbH hat am 28. Januar 2022 beim Amtsgericht Kiel einen Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Kieler Rechtsanwalt Reinhold Schmid-Sperber von der Kanzlei REIMER bestellt.
Der 2009 gegründete Energieversorger EnQu belieferte zuletzt bundesweit tausende Privat- und Gewerbekunden mit insgesamt rund 14.000 Anschlussstellen für Strom und Gas. Aufgrund der in den vergangenen Monaten drastisch gestiegenen Energiepreise konnte das Unternehmen seine vergleichsweise günstigen Preise nicht mehr halten. Denn anders als viele kommunale Versorger hatte sich EnQu zu einem erheblichen Anteil lediglich kurzfristig zu Tagespreisen auf den Energiemärkten eingedeckt. „Das wurde der Gesellschaft nun zum Verhängnis“, bilanziert der vorläufige Insolvenzverwalter Schmid-Sperber in einer ersten Analyse.
EnQu hatte seine Stromkunden bereits am 21. Dezember 2021 über das Ende der Belieferung informiert. Einen Tag später erhielten die EnQu-Gaskunden die gleiche Nachricht. Deren Versorgung mit Strom und Gas war jedoch zu keinem Zeitpunkt gefährdet, da sie im Rahmen der gesetzlich vorgesehenen Ersatzversorgung automatisch und unterbrechungsfrei von ihren jeweiligen kommunalen Grundversorgern weiter beliefert wurden – allerdings zu anderen Konditionen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Schmid-Sperber analysiert derzeit mit einem Expertenteam die wirtschaftliche Lage von EnQu und die bestehenden Kundenverhältnisse. „Sobald wir Klarheit gewonnen haben, werden wir sämtliche Kunden individuell und schriftlich über die nächsten Schritte und ihre Möglichkeiten informieren. Aktuell besteht für sie kein Handlungsbedarf.“ Auch individuelle Anfragen könnten zurzeit leider nicht beantwortet werden.
Eine Fortführung und Sanierung des Unternehmens hält Schmid-Sperber allerdings für unwahrscheinlich. „Die aktuellen Energiepreise dürften keinen wirtschaftlichen Betrieb von EnQu mehr ermöglichen“, so der Rechtsanwalt. Eventuell bestehende Kundenguthaben können aktuell ebenfalls nicht ausgezahlt werden. „Ob und in welcher Höhe das möglich sein wird, muss das weitere Verfahren zeigen.“
Die Übermittlung der Zählerstände wurde bei den Netzbetreibern der Kunden bereits abgefordert, um für die Kunden dann voraussichtlich bis zum kommenden März Endabrechnungen erstellen zu können. Von einer individuellen Zusendung der Zählerstandsablesung bittet Schmid-Sperber abzusehen, da diese nicht weiter verarbeitet werden könnten.